Gewerbeimmobilien sind gefragt, auch weil es Firmen nach Essen zieht. Die Kehrseite: Es gibt kaum noch freie Hallen, so die Grundstücksbörse Ruhr.
Der Wirtschaftsstandort Essen wirkt offensichtlich anziehend: „Vor allem mittelständische Unternehmen aus anderen Städten haben sich in jüngster Zeit in Essen angesiedelt“, sagte Maklerin Corinna Spiess gestern bei der Vorstellung des gewerblichen Mietspiegels der Grundstücksbörse Ruhr. Allein aus ihren Abschlüssen zählte sie vier Beispiele auf: ein Fliesenhändler aus Osnabrück, ein Feuerlöscherhersteller aus dem Norden, ein Kölner Möbelhaus, ein Postzulieferer aus Frankfurt.

Viele Unternehmen ziehe es auch aus Nachbarstädten nach Essen, „weil die Gewerbemieten hier immer noch recht moderat sind“, so Corinna Spiess, die auf die Vermietung von Gewerbeimmobilien spezialisiert ist. Doch die positive Nachricht hat auch eine Kehrseite: „Wir sind in Essen bei Gewerbeimmobilien mittlerweile fast ausverkauft“, so Corinna Spiess.

Selbst Ladenhüter, die lange Zeit leer standen, fanden zuletzt Mieter. Aufgrund der hohen Nachfrage sind die Mietpreise zuletzt leicht gestiegen, wie die Grundstücksbörse Ruhr in ihrem Bericht feststellt. Für bis zu fünf Jahre Hallen müssen bis zu 5,60 Euro pro Quadratmeter netto gezahlt werden, für Altbauhallen immerhin noch bis zu 3,50 Euro.
Essen kann Gewerbesteuereinnahmen gut gebrauchen

In Zukunft aber werde die Ansiedlung weiterer Unternehmen schwieriger. Es drohe eine Bremse bei der Ansiedlung neuer Arbeitsplätze. Viel Hoffnung setzt die Immobilienbranche deshalb in den gigantischen Immobilien-Deal, den jüngst die Thelen-Gruppe aus Essen getätigt hat . Sie erwarb 400 Hektar ehemalige Thyssen-Krupp-Flächen in der Stadt. „Wir hoffen, dass dadurch wieder etwas auf den Markt kommt“, sagt Corinna Spiess. Pläne, was die Thelen-Gruppe mit den Flächen vor hat, hat sie noch nicht offengelegt. Das Areal, mit dem größten Potenzial für neue Gewerbeflächen, ist der Krupp-Gürtel zwischen Berthold-Beitz-Boulevard, Pferdebahn und Bottroper Straße.

Das lange diskutierte Dauerthema der fehlenden Gewerbeflächen scheint seit einiger Zeit wieder in Vergessenheit geraten zu sein. Nachdem die Verwaltung eine Liste potenzieller Flächen vorgelegt und die Politik dort fleißig den Rotstift angesetzt hatte, war nicht mehr viel übrig geblieben. Seither ist es ruhig geworden, die Probleme sind aber nach wie vor da. Makler Klaus Peter Grossmann appellierte daher gestern an die Politik, bei dem Thema „mehr Weitsicht an den Tag zu legen“. Stadt und Politik liefen häufig den Dingen punktuell hinterher, wie jetzt bei den Flüchtlingsunterkünften zu sehen.

Andererseits habe die Politik dabei bewiesen, dass sie sich hierbei auch gegen Vorbehalte wie zum Beispiel beim Naturschutz hinweg gesetzt habe. „Wir wünschen uns eine ähnliche Situation“, wenn es beispielsweise um Gewerbeflächen geht, so Grossmann. „Die Politiker knicken dann aber zu oft ein“, sagte er. Dabei könne eine klamme Stadt wie Essen Gewerbesteuereinnahmen gut gebrauchen.

Janet Lindgens

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